Wildtierfütterung: Heiligabend warten – Hilft es wirklich den Tieren?
Heiligabend, die Kerzen brennen, der Duft von Plätzchen liegt in der Luft – und draußen warten vielleicht hungrige Wildtiere. Viele Menschen fühlen sich spontan zum Füttern gedrängt. Aber ist das wirklich hilfreich, oder schadet es den Tieren sogar mehr als es nutzt? Die Antwort ist leider nicht so einfach wie ein "Ja" oder "Nein".
Die gute Absicht: Warum wir Wildtiere füttern wollen
Das Bedürfnis, Wildtieren in der kalten Jahreszeit zu helfen, ist verständlich und rührt von Mitgefühl und einem Wunsch nach Fürsorge. Besonders an Feiertagen wie Heiligabend verstärkt sich dieses Gefühl. Man sieht die Tiere vielleicht schwach und ausgemergelt und möchte ihnen schnell helfen.
Der Schein trügt oft: Nicht immer ist Hilfe nötig
Doch der Anschein von Schwäche täuscht oft. Viele Wildtiere sind an die kalten Temperaturen und den Nahrungsmittelmangel im Winter angepasst. Sie haben im Herbst Fettreserven aufgebaut, die sie über die kalte Jahreszeit bringen sollen. Eine zusätzliche Fütterung kann diesen natürlichen Rhythmus stören und langfristig schädlich sein.
Die Gefahren der Wildtierfütterung
Unkontrollierte Wildtierfütterung birgt diverse Risiken:
Gewöhnungseffekt und Abhängigkeit
Wird regelmäßig gefüttert, gewöhnen sich die Tiere an die zusätzliche Nahrungsquelle und verlieren ihre natürlichen Futtersuchstrategien. Sie werden abhängig und finden im Frühling und Sommer möglicherweise nicht mehr genug Futter, um zu überleben.
Krankheitsübertragung
Futterplätze können zu Brutstätten für Krankheiten werden, da sich dort viele Tiere auf engem Raum konzentrieren. Parasiten und Krankheiten können sich schnell ausbreiten.
Verhaltensänderungen
Durch die Fütterung kann das natürliche Sozialverhalten der Tiere gestört werden. Es kann zu aggressivem Verhalten und Konkurrenz um die Futterplätze kommen.
Falsches Futter
Viele Menschen bieten den Tieren ungeeignetes Futter an, das ihre Gesundheit schädigen kann. Brot, Kuchenreste, Schokolade oder ähnliches sind absolut ungeeignet und sogar giftig für viele Wildtiere.
Wann ist Wildtierfütterung sinnvoll?
Es gibt Ausnahmen: In strengen Wintern mit extremer Kälte und sehr langem Schneedeckenbedeckung kann eine gezielte und kontrollierte Fütterung notwendig werden, jedoch nur von erfahrenen und autorisierten Personen, z.B. Jägern oder Naturschutzverbänden. Diese kennen die Bedürfnisse der jeweiligen Arten und wissen, wie und wo gefüttert werden muss, um den Tieren nicht zu schaden.
Heiligabend: Warten Sie lieber ab!
An Heiligabend sollten Sie auf eine eigenständige Fütterung verzichten. Die gute Absicht ist zwar verständlich, aber eine unkontrollierte Fütterung kann mehr schaden als nutzen. Genießen Sie stattdessen die besinnliche Zeit und beobachten Sie die Tiere aus der Ferne. Wenn Sie sich Sorgen um ein offensichtlich krankes oder verletztes Tier machen, wenden Sie sich an einen Tierarzt oder eine Wildtierauffangstation.
Alternative Unterstützung für Wildtiere
Statt zu füttern, können Sie die Wildtiere auch auf andere Weise unterstützen:
- Schaffen Sie naturnahe Gärten: Einheimische Pflanzen bieten Nahrung und Lebensraum für Insekten und Vögel.
- Unterstützen Sie Naturschutzorganisationen: Spenden Sie an Organisationen, die sich für den Schutz von Wildtieren einsetzen.
- Informieren Sie sich: Lesen Sie mehr über Wildtiere und ihre Bedürfnisse, um besser zu verstehen, wie Sie ihnen helfen können.
Durch informiertes Handeln und ein wenig Geduld leisten Sie einen viel größeren Beitrag zum Schutz der Wildtiere als durch gut gemeinte, aber falsch ausgeführte Fütterungsaktionen. Heiligabend warten – und die Natur ihren Gang gehen lassen – ist oft die beste Hilfe.