TV-Kritik: Tatort Made in China – ARD
Der "Tatort: Made in China" (ARD, 2023) versprach einen spannenden Krimi mit internationalen Intrigen und einem Blick hinter die Kulissen der chinesischen Wirtschaft. Erfüllte er dieses Versprechen? Teils ja, teils nein. Der Film bietet zwar einige starke Momente, leidet aber unter Schwächen im Plot und in der Figurenzeichnung.
Die Handlung: Ein komplexes, aber verworrenes Puzzle
Die Handlung dreht sich um den Mord an einem deutschen Geschäftsmann in Shanghai. Kommissarin Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) und ihr Kollege Kopper (Andreas Hoppe) finden sich in einer Welt wieder, die von Korruption, wirtschaftlichen Machtspielen und Geheimdiensten geprägt ist. Der Fall führt sie in die Schattenseiten des chinesischen Wirtschaftswunders und konfrontiert sie mit einer Kultur, die ihnen fremd ist.
Stärken der Handlung:
- Spannender Auftakt: Der Film beginnt mit einem packenden Mord und zieht den Zuschauer sofort in seinen Bann.
- Internationaler Kontext: Die Einbindung des chinesischen Settings und die Auseinandersetzung mit der dortigen Kultur bieten ein interessantes und ungewöhnliches Setting für einen "Tatort".
- Vielschichtige Themen: Der Film beleuchtet kritische Themen wie Korruption, Menschenrechtsverletzungen und den Einfluss globaler Konzerne.
Schwächen der Handlung:
- Zu viele Handlungsstränge: Der Film versucht, zu viele verschiedene Themen und Handlungsstränge gleichzeitig zu behandeln, was zu einer gewissen Unübersichtlichkeit führt.
- Unlogische Wendungen: Einige Wendungen in der Handlung wirken konstruiert und nicht ausreichend motiviert.
- Unbefriedigendes Ende: Der Schluss des Films fühlt sich etwas abrupt und unbefriedigend an, einige Fragen bleiben offen.
Die Figuren: Zwischen Karikatur und Glaubwürdigkeit
Die Hauptfiguren, Lena Odenthal und Kopper, sind, wie gewohnt, gut besetzt und überzeugen durch ihre Darstellung. Ihre Interaktion funktioniert, trotz des ungewöhnlichen Umfelds, gut und trägt zur Spannung bei.
Jedoch wirken einige Nebenfiguren etwas flach und karikaturhaft. Die Darstellung der chinesischen Charaktere gerät stellenweise in Klischees, was den Film in seiner Glaubwürdigkeit beeinträchtigt. Eine differenziertere Darstellung der kulturellen Aspekte hätte dem Film gut getan.
Inszenierung und Atmosphäre: Ein gelungenes Setting, eine schwache Umsetzung
Die Inszenierung des Films ist visuell ansprechend. Die Darstellung Shanghais ist beeindruckend und trägt zur Atmosphäre bei. Die Kameraführung ist professionell und unterstützt die Geschichte.
Trotz der positiven visuellen Aspekte leidet der Film unter einer schwach ausgearbeiteten Atmosphäre. Die Spannung baut sich zwar stellenweise auf, fällt aber auch abrupt wieder ab. Es fehlt an einer konsequenten Spannungskurve.
Fazit: Ein "Tatort" mit Licht und Schatten
"Tatort: Made in China" ist kein schlechter "Tatort", aber auch kein herausragender. Er bietet einen spannenden Auftakt und ein interessantes Setting, leidet aber unter Schwächen im Plot und in der Figurenzeichnung. Der Film hätte mit einer strafferen Handlung und einer differenzierteren Figurenzeichnung deutlich gewinnen können. Für Fans des klassischen "Tatort"-Formats mit Fokus auf die Ermittlungsarbeit bietet er dennoch einige sehenswerte Momente. Die Auseinandersetzung mit China und seinen wirtschaftlichen und sozialen Herausforderungen ist ein mutiger und wichtiger Schritt, der jedoch leider nicht ganz konsequent umgesetzt wurde.