Schönborn: Kardinal? Unwahrscheinlich. Eine Analyse der aktuellen Situation
Der Titel mag provokativ wirken, doch die Frage nach einer weiteren Kardinalserhebung für Christoph Kardinal Schönborn ist komplexer, als sie auf den ersten Blick erscheint. Während er zweifellos eine bedeutende Figur in der katholischen Kirche ist, sprechen mehrere Faktoren gegen eine weitere Ernennung, zumindest in absehbarer Zeit. Dieser Artikel beleuchtet die Argumente, die diese These stützen.
Alter und Amtszeit
Kardinal Schönborn ist bereits 78 Jahre alt. Das durchschnittliche Alter von Kardinälen beim Konsistorium (der Zeremonie, bei der neue Kardinäle ernannt werden) liegt zwar höher, doch die Tendenz geht zu jüngeren Kardinälen, die die Kirche länger mitgestalten können. Seine lange Amtszeit als Wiener Erzbischof und sein Einfluss auf die katholische Kirche weltweit sind unbestreitbar, doch das Alter spielt bei der Ernennung neuer Kardinäle eine immer wichtigere Rolle. Die Kirche sucht nach Kardinälen, die über einen längeren Zeitraum hinweg aktiv im Kardinalskollegium mitwirken können.
Die Zusammensetzung des Kardinalskollegiums
Papst Franziskus prägt das Kardinalskollegium deutlich mit seinem eigenen Stempel. Er bevorzugt Kardinäle aus der Peripherie, aus Ländern der "globalen Südhalbkugel" und Kardinäle, die seine theologischen und pastoralen Schwerpunkte teilen. Schönborns Einflussbereich und seine theologische Ausrichtung passen zwar in das Gesamtbild der katholischen Kirche, jedoch weniger in das von Papst Franziskus gezielt geformte Kardinalskollegium. Die Ernennung weiterer Kardinäle aus Europa, insbesondere aus etablierten Positionen, erscheint unter dieser Prämisse weniger wahrscheinlich.
Die Bedeutung der theologischen Ausrichtung
Schönborns theologische Positionen sind zwar innerhalb der katholischen Kirche anerkannt, jedoch nicht unbedingt identisch mit der von Papst Franziskus betriebenen Reformpolitik. Während Schönborn ein konservativerer Vertreter der katholischen Theologie ist, fokussiert sich Papst Franziskus auf eine synodale Kirche, die mehr auf Partizipation und Dialog setzt. Obwohl diese Unterschiede keine unüberbrückbare Kluft darstellen, spielen sie doch bei der Auswahl neuer Kardinäle eine Rolle.
Alternative Kandidaten
Die katholische Kirche verfügt über eine Vielzahl an fähigen Klerikern, die für eine Kardinalswürde in Frage kommen. Papst Franziskus hat bereits in den vergangenen Jahren viele neue Kardinäle ernannt, die die Vielfalt und den geographischen Umfang der katholischen Kirche widerspiegeln. Im Kontext dieser breit gefächerten Kandidatenliste erscheint die Ernennung eines weiteren europäischen Kardinals, insbesondere eines bereits bestehenden, weniger prioritär.
Fazit: Die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Kardinalserhebung für Christoph Schönborn ist gering.
Obwohl Kardinal Schönborn einen unbestreitbaren und wichtigen Beitrag zur katholischen Kirche geleistet hat und weiterhin leistet, sprechen mehrere Faktoren gegen eine weitere Kardinalserhebung in naher Zukunft. Sein Alter, die Zusammensetzung des Kardinalskollegiums unter Papst Franziskus und die Fokussierung auf andere Regionen und theologische Schwerpunkte machen eine solche Ernennung unwahrscheinlich. Dies bedeutet jedoch nicht, dass sein Einfluss und seine Bedeutung für die Kirche geringer geworden sind. Seine Rolle als erfahrener und einflussreicher Kirchenmann bleibt ungeachtet der Kardinalsfrage bestehen.