Kirchner: Ernennung zur Königlichen Professur – Ein Wendepunkt im Leben des Künstlers
Ernst Ludwig Kirchner, einer der wichtigsten Vertreter des deutschen Expressionismus, erlebte im Jahr 1918 einen bedeutenden Wendepunkt in seiner Karriere: seine Ernennung zum Königlichen Professor an der Dresdner Akademie der Bildenden Künste. Dieser Artikel beleuchtet die Bedeutung dieses Ereignisses für Kirchner und seinen künstlerischen Werdegang.
Die Bedeutung der Königlichen Professur
Die Ernennung zur Königlichen Professur war für Kirchner weit mehr als nur eine berufliche Anerkennung. Sie repräsentierte einen gesellschaftlichen Aufstieg und eine Etablierung in der etablierten Kunstwelt. Nach Jahren der Auseinandersetzung mit der akademischen Kunst und dem Kampf um Anerkennung innerhalb der avantgardistischen Szene, bedeutete die Professur eine gewisse Institutionalisierung seines künstlerischen Schaffens. Es war ein Zeichen der Anerkennung seiner künstlerischen Leistungen und seines Einflusses auf die Entwicklung der modernen Kunst.
Der Wandel des Künstlerbildes
Bis zu diesem Zeitpunkt war Kirchner und die Brücke-Künstler als Vertreter einer radikalen, oft als "entartet" angesehenen Kunstrichtung wahrgenommen worden. Die Ernennung zum Professor symbolisierte einen Wandel im Verständnis der modernen Kunst. Die akademische Institution öffnete sich langsam für neue künstlerische Ausdrucksformen, und Kirchner spielte dabei eine Schlüsselrolle.
Kirchner und die Dresdner Akademie
Die Dresdner Akademie war zu dieser Zeit ein Zentrum der künstlerischen Ausbildung in Deutschland. Kirchner übernahm die Leitung der Meisterklasse für Malerei und Grafik. Dies ermöglichte ihm, seine künstlerischen Ideen und seine innovative Lehrmethode an junge Künstler weiterzugeben und somit die nächste Generation von Künstlern zu prägen.
Einfluss auf die Studenten
Es ist anzunehmen, dass Kirchners Unterricht stark von seinen eigenen Erfahrungen und seiner expressiven Malweise geprägt war. Seine Studenten profitierten von seinem intensiven und leidenschaftlichen Ansatz, der weit über die traditionellen akademischen Methoden hinausging. Er förderte sicherlich einen individuellen Ausdruck und die Entwicklung einer eigenen künstlerischen Stimme.
Die kurze Dauer der Professur
Leider dauerte Kirchners Wirken an der Dresdner Akademie nicht lange. Die politischen Umwälzungen nach dem Ersten Weltkrieg und der Aufstieg des Nationalsozialismus führten dazu, dass seine Position als Professor gefährdet wurde. Die NS-Ideologie sah in der expressionistischen Kunst eine Bedrohung und brandmarkte sie als "entartet". Dies führte letztendlich zu Kirchners Rücktritt und zur Verfolgung seiner Kunst.
Nachwirkungen der Ernennung
Trotz der kurzen Dauer seiner Professur hatte die Ernennung zu einem Königlichen Professor einen nachhaltigen Einfluss auf Kirchners Leben und Werk. Sie repräsentierte einen Höhepunkt seiner Karriere und einen wichtigen Schritt in der Anerkennung des Expressionismus. Die Tatsache, dass ein Künstler wie Kirchner, der zuvor als Außenseiter galt, eine so bedeutende Position innerhalb der etablierten Kunstwelt einnahm, zeugt von der Wandel der Kunstlandschaft zu Beginn des 20. Jahrhunderts.
Schlussfolgerung
Die Ernennung Ernst Ludwig Kirchners zum Königlichen Professor war ein bemerkenswertes Ereignis, das nicht nur seine Karriere, sondern auch die Geschichte der modernen Kunst maßgeblich beeinflusste. Es unterstreicht die komplexe Beziehung zwischen avantgardistischer Kunst und akademischen Institutionen und zeigt, wie sich die Kunstwelt im Wandel der Zeit veränderte. Kirchners kurze Zeit als Professor an der Dresdner Akademie bleibt ein bedeutendes Kapitel in seinem Leben und ein Zeugnis für seine künstlerische Bedeutung.