Kickl und das "Österreichisch": Unwort?
Herbert Kickl, ehemaliger Innenminister und aktueller FPÖ-Chef, verwendet den Begriff "Österreichisch" auffällig häufig. Aber ist das nur eine patriotische Geste oder steckt mehr dahinter? Und vor allem: Ist "Österreichisch" ein Unwort? Diese Frage wollen wir in diesem Artikel beleuchten.
Was versteht Kickl unter "Österreichisch"?
Kickl verwendet "Österreichisch" nicht im geografischen Sinn, also einfach als Bezeichnung für etwas aus Österreich. Vielmehr scheint er den Begriff als ideologischen Marker zu verwenden. Er impliziert damit eine spezifische, vermeintlich reinrassige österreichische Identität, die sich von anderen europäischen Kulturen abgrenzt. Diese Identität wird oft mit traditionellen Werten, einer bestimmten Vorstellung von Nationalstolz und – kritisch betrachtet – mit einer Ablehnung von Immigration und Multikulturalität in Verbindung gebracht.
Kritikpunkte an Kickls Verwendung von "Österreichisch"
Die Kritik an Kickls Verwendung des Begriffs ist vielfältig:
- Exklusion: Kritiker bemängeln, dass die von Kickl implizierte Definition von "Österreichisch" viele Menschen in Österreich ausschließt – Menschen mit Migrationshintergrund, Angehörige anderer Kulturen und Minderheiten. Sie fühlen sich durch diese Sprache nicht repräsentiert, sondern ausgegrenzt.
- Vereinfachung: Die Reduktion der komplexen österreichischen Identität auf einen einzigen, vage definierten Begriff ist eine starke Vereinfachung und ignoriert die vielfältigen kulturellen Einflüsse und die geschichtliche Entwicklung des Landes.
- Instrumentalisierung: Kritiker werfen Kickl vor, den Begriff "Österreichisch" gezielt zu instrumentalisieren, um seine politische Agenda zu fördern und bestimmte Wählergruppen anzusprechen. Er bedient damit nationalistische und fremdenfeindliche Ressentiments.
- Unklarheit: Die Bedeutung von "Österreichisch" in Kickls Kontext bleibt oft vage und undefiniert. Dies ermöglicht es ihm, den Begriff je nach Kontext unterschiedlich zu interpretieren und seine politische Botschaft entsprechend anzupassen.
Ist "Österreichisch" ein Unwort?
Ob "Österreichisch" als Unwort zu bezeichnen ist, hängt stark vom Kontext und der Intention ab. An sich ist das Wort neutral. Problematisch wird es jedoch durch Kickls spezifische Verwendung und die damit verbundenen Implikationen. Die konnotative Bedeutung, die er dem Wort verleiht, ist stark kritisierbar.
Die Frage, ob es ein Unwort ist, lässt sich nicht einfach mit Ja oder Nein beantworten. Es ist eher ein Wort mit problematischem Potenzial, das in den falschen Händen zu Ausgrenzung und Hetze führen kann.
Alternativen zu "Österreichisch"?
Statt des umstrittenen "Österreichisch" könnten präzisere und inklusivere Begriffe verwendet werden, wie zum Beispiel:
- Österreichische Identität: Dieser Begriff lässt Raum für Vielfalt und erlaubt eine differenzierte Betrachtung.
- Österreichische Kultur: Fokussiert auf die kulturellen Aspekte des Landes.
- Österreichische Traditionen: Konzentriert sich auf bestimmte Bräuche und Gepflogenheiten.
Diese Begriffe vermeiden die problematische Exklusivität und erlauben eine differenziertere und umfassendere Darstellung der österreichischen Gesellschaft.
Fazit: Achtsamer Umgang mit Sprache ist notwendig
Die Diskussion um Kickls Verwendung von "Österreichisch" verdeutlicht die Bedeutung eines achtsamen Umgangs mit Sprache. Worte können sowohl verbinden als auch spalten. Es ist wichtig, sich der Wirkung von Sprache bewusst zu sein und Begriffe zu wählen, die Inklusion und Verständnis fördern, anstatt Ausgrenzung und Misstrauen zu schüren. Der Begriff "Österreichisch" an sich ist nicht problematisch, seine Verwendung durch Kickl jedoch schon. Die politische Instrumentalisierung und die damit einhergehenden impliziten Botschaften machen den Begriff in diesem Kontext fragwürdig.