Durchbruch: "Black Christmas" und Stephen Kings "Es" – Zwei Meilensteine des Horrorgenres
Der Horrorfilm hat eine lange und wechselvolle Geschichte. Während manche Filme schnell in der Versenkung verschwinden, prägen andere das Genre nachhaltig und werden zu wahren Meilensteinen. Zwei solcher Filme, die auf völlig unterschiedliche Weise den Horror neu definierten, sind Bob Clarks "Black Christmas" (1974) und Stephen Kings "Es" (1990/2017). Sie beide erzielten einen Durchbruch, nicht nur an den Kinokassen, sondern auch in der Art und Weise, wie sie Angst und Schrecken inszenierten.
"Black Christmas" (1974): Der stille Schrecken vor dem Slasher
Bob Clarks "Black Christmas" gilt weithin als einer der ersten Slasher-Filme und legte den Grundstein für das Genre. Anders als seine Nachfolger, die oft auf explizite Gewalt setzten, verläuft "Black Christmas" heimtückisch und subtil. Die Angst entsteht nicht aus offen gezeigter Brutalität, sondern aus atmosphärischer Spannung, unheimlichen Geräuschen und der wachsenden Bedrohung, die sich langsam über die Studentinnen legt, die während der Weihnachtsferien in ihrem Schwesterhaus zurückbleiben.
Innovationen und Einfluss:
- Die Verwendung des Telefons als Werkzeug des Bösen: Der anonyme Anrufer, der die Studentinnen terrorisiert, ist ein innovatives Element, das die Spannung und den psychologischen Horror verstärkt.
- Die ungeklärte Identität des Mörders: Die unklare Identität des Täters und das offene Ende tragen zu einem nachhaltigen Gefühl der Ungewissheit bei und machen den Film bis heute unheimlich.
- Das Setting: Das einsame Schwesterhaus während der stillen Weihnachtstage schafft eine perfekte Kulisse für den Horror. Der scheinbar sichere Ort verwandelt sich in einen Schauplatz des Schreckens.
"Black Christmas" war nicht nur ein finanzieller Erfolg, sondern inspirierte unzählige weitere Horrorfilme und prägte das Genre nachhaltig.
Stephen Kings "Es" (1990/2017): Der Horror der Kindheit
Stephen Kings Roman "Es" ist eine literarische Ikone des Horrors. Die Adaptionen des Romans, insbesondere die Miniserie von 1990 und die neueren Filmadaptionen von 2017 und 2019, erreichten Kultstatus und zeigten die Kraft von Kings Erzählkunst. Im Gegensatz zu "Black Christmas" setzt "Es" auf einen übernatürlichen Horror, der die Tiefen der menschlichen Psyche auslotet.
Die Kraft des Übernatürlichen und des Traumas:
- Pennywise, der tanzende Clown: Pennywise ist eine der ikonischsten Horrorfiguren der Filmgeschichte. Seine Gestalt als harmloser Clown steht in scharfem Kontrast zu seiner brutalen und unheimlichen Natur.
- Die Verarbeitung kindlicher Traumata: Der Roman und die Adaptionen erforschen die langfristigen Auswirkungen von Traumata in der Kindheit und wie diese die Erwachsenenpersönlichkeiten prägen.
- Die Macht der Freundschaft: Die "Verlierer-Clique" zeigt die Bedeutung von Freundschaft und Zusammenhalt im Angesicht des Horrors.
Die Adaptionen von "Es" demonstrierten, wie effektiv übernatürlicher Horror sein kann, wenn er mit psychologischer Tiefe und emotionalen Bindungen an die Figuren verbunden ist. Die Serie von 1990 und die Filme von 2017/2019 erreichten ein breites Publikum und festigten den Status von "Es" als einen der wichtigsten Horrorwerke der modernen Zeit.
Fazit: Zwei Seiten derselben Medaille
"Black Christmas" und "Es" repräsentieren zwei unterschiedliche, aber gleichermaßen einflussreiche Seiten des Horrorgenres. Während der erste auf subtiler, atmosphärischer Spannung und der psychologischen Beklemmung setzt, nutzt der zweite die Macht des Übernatürlichen und die emotionale Tiefe, um beim Publikum nachhaltigen Horror auszulösen. Beide Filme erreichten einen Durchbruch und beeinflussten die nachfolgende Entwicklung des Horrorfilms massgeblich. Sie zeigen die Vielfältigkeit und die anhaltende Kraft des Genres, das uns immer wieder aufs Neue in seinen Bann ziehen kann.