Das Unwort: Österreichisch & die Politik
Der Begriff "Österreichisch" wird oft kontrovers diskutiert, insbesondere im Kontext der österreichischen Politik. Ist er ein Ausdruck nationaler Identität, ein bloßer sprachlicher Konvention oder sogar ein politisch aufgeladenes Unwort? Diese Frage lässt sich nicht einfach beantworten, da die Bedeutung stark vom Kontext und der Intention des Sprechenden abhängt.
Die Ambivalenz des Begriffs "Österreichisch"
"Österreichisch" kann verschiedene Bedeutungen tragen:
1. Die sprachliche Dimension:
Oft wird "Österreichisch" synonym für die österreichische Variante des Deutschen verwendet. Diese zeichnet sich durch spezifische Dialekte, regionale Ausdrucksweisen und einen eigenen Wortschatz aus. Diese sprachliche Eigenständigkeit ist unbestreitbar und wird von vielen als wichtiger Bestandteil der österreichischen Identität gesehen. Hier ist der Begriff neutral und deskriptiv.
2. Die kulturelle Dimension:
"Österreichisch" kann sich auf die Gesamtheit der kulturellen Ausprägungen Österreichs beziehen – von der Musik und Literatur über die Kunst und Architektur bis hin zu den Traditionen und Bräuchen. In diesem Kontext trägt der Begriff positive Konnotationen und symbolisiert ein gemeinsames kulturelles Erbe.
3. Die politische Dimension:
Hier wird es problematisch. "Österreichisch" kann im politischen Diskurs zur Instrumentalisierung und Ausschließung benutzt werden. Es kann implizit oder explizit fremdenfeindliche oder nationalistische Tendenzen transportieren. Rechtspopulistische Parteien verwenden den Begriff oft, um eine "rein österreichische" Identität zu konstruieren und andere Gruppen auszugrenzen. In diesem Zusammenhang wird "Österreichisch" zum potenziellen Unwort, da es zur Spaltung der Gesellschaft und zur Stigmatisierung beiträgt.
"Österreichisch" in der politischen Rhetorik:
Die Verwendung von "Österreichisch" in der Politik ist daher kritisch zu betrachten. Es gilt zu analysieren, in welchem Kontext der Begriff verwendet wird und welche Intention dahintersteckt. Ein scheinbar harmloses "österreichisch" kann im falschen Kontext eine versteckte politische Botschaft tragen.
Beispiele für problematische Verwendung:
- "Österreichische Werte": Diese Phrase wird oft verwendet, um eine spezifische, oft konservative Ideologie als einzig "richtig" darzustellen und abweichende Meinungen zu diskreditieren.
- "Österreichische Identität": Ähnlich wie "österreichische Werte" kann dieser Begriff dazu dienen, eine exklusive und restriktive Definition der Zugehörigkeit zu konstruieren.
- "Österreich zuerst": Diese nationalistische Parole offenbart klar die problematische Verwendung des Begriffs, um politische Ziele zu verfolgen.
Wie kann man "Österreichisch" verantwortungsvoll verwenden?
Um Missverständnissen und einer instrumentalisierten Verwendung vorzubeugen, sollte man "Österreichisch" mit Bedacht einsetzen und den Kontext stets berücksichtigen. Es ist wichtig, eindeutig zu definieren, was man mit dem Begriff meint, und ausdrücklich auf mögliche Missverständnisse hinzuweisen. Eine transparente und präzise Sprache ist entscheidend, um die politische und gesellschaftliche Diskussion nicht zu vergiften.
Fazit:
Der Begriff "Österreichisch" ist ambivalent. Er kann ein Ausdruck nationaler Identität und kultureller Zugehörigkeit sein, kann aber auch im politischen Diskurs zu einem problematischen und sogar gefährlichen Instrument werden. Seine Verwendung erfordert daher besondere Achtsamkeit und ein klares Bewusstsein für die potenziellen Konnotationen. Nur durch eine kritische Reflexion können wir den Begriff "Österreichisch" verantwortungsvoll und ohne die Gefahr der Instrumentalisierung nutzen.