Chanel-Erfolg, Kering-Misserfolg: Was steckt hinter dem Auf und Ab von Virginie Viard und Matthieu Blazy?
Die jüngste Geschichte der Luxusmode ist geprägt von Höhen und Tiefen, von triumphalen Erfolgen und enttäuschenden Misserfolgen. Zwei Namen stehen dabei exemplarisch für diese gegensätzlichen Entwicklungen: Virginie Viard bei Chanel und Matthieu Blazy bei Bottega Veneta. Während Viard die Erfolgsgeschichte von Chanel nahtlos fortsetzt, kämpft Blazy mit dem Erbe seines Vorgängers, Daniel Lee, und hinterlässt bei Kering ein Fragezeichen. Doch woran liegen diese unterschiedlichen Entwicklungen?
Virginie Viard: Die stille Hand bei Chanel
Virginie Viard, die Nachfolgerin von Karl Lagerfeld, hat eine bemerkenswerte Leistung vollbracht: Sie hat den legendären Stil von Chanel nicht nur erhalten, sondern auch behutsam weiterentwickelt. Ihr Ansatz ist geprägt von Kontinuität und subtiler Innovation. Sie vertraut auf die ikonischen Elemente der Marke – das Tweed-Kostüm, die Perlenketten, die gesteppten Taschen – und interpretiert sie auf frische und moderne Weise.
Der Schlüssel zum Erfolg: Respekt und Weiterentwicklung
Viards Erfolg liegt in ihrer sensiblen Herangehensweise. Sie respektiert das Erbe von Chanel und versucht nicht, es zu revolutionieren. Stattdessen fügt sie feine Nuancen hinzu, erweitert die Farbpalette und experimentiert mit neuen Silhouetten, ohne den Kern der Marke zu verraten. Dies spricht eine breite Kundengruppe an, sowohl die treuen Anhängerinnen als auch eine jüngere Generation, die sich von der zeitlosen Eleganz angezogen fühlt.
Marketing und Image: Ein unveränderter Erfolgsfaktor
Chanel's Marketingstrategie ist ebenso konstant wie erfolgreich. Die Marke baut auf ihrem exklusiven Image und ihrer starken Brand Identity. Viard trägt dazu bei, indem sie die authentische Geschichte der Marke weiter erzählt und hochwertige Kampagnen präsentiert, die die Eleganz und den Luxus von Chanel perfekt in Szene setzen.
Matthieu Blazy: Der schwierige Start bei Bottega Veneta
Im Gegensatz zu Viard steht Matthieu Blazy bei Bottega Veneta vor einer deutlich größeren Herausforderung. Er folgte auf Daniel Lee, der die Marke mit seinem minimalistischen und avantgardistischen Stil neu positioniert hatte. Blazys Aufgabe bestand darin, Lees Erfolg fortzuführen und gleichzeitig seine eigene Handschrift zu finden. Diese Aufgabe erwies sich als besonders schwierig.
Der Kampf um die Identität: Zwischen Erbe und Neuorientierung
Blazys Kollektionen zeigen eine gewisse Unsicherheit. Sie wirken oft als eine Mischung aus verschiedenen Stilen, die nicht immer harmonisch zusammenpassen. Dies könnte daran liegen, dass Blazy versucht, Lees Erbe zu bewahren und gleichzeitig einen eigenen Weg zu finden. Dieser Spagat gelingt ihm bisher nicht vollständig. Die Kollektionen wirken weniger fokussiert und weniger prägnant als die von Lee.
Der Faktor "Kering": Ein Konzern mit hohen Erwartungen
Kering, der Mutterkonzern von Bottega Veneta, hat hohe Erwartungen an seine Marken. Der Konzern setzt auf starkes Wachstum und hohe Profitmargen. Blazy steht unter dem Druck, diese Erwartungen zu erfüllen. Dieser Druck könnte zu einer überhasteten Entwicklung seiner Kollektionen und einem Verlust der klaren Markenidentität führen.
Fazit: Kontinuität vs. Erneuerung
Der Vergleich zwischen Viard und Blazy zeigt die unterschiedlichen Herausforderungen, vor denen Designer stehen können. Viard profitiert von der starken Brand Identity von Chanel und einer klaren Strategie, die auf Kontinuität und subtiler Weiterentwicklung basiert. Blazy hingegen kämpft mit dem Druck der Erneuerung und dem Erbe seines Vorgängers. Seine Aufgabe ist komplexer und erfordert möglicherweise mehr Zeit, um eine neue, überzeugende Identität für Bottega Veneta zu etablieren. Nur die Zukunft wird zeigen, ob er diese Herausforderung erfolgreich meistern kann.